Ehrenmal auf dem Friedhof

Gefallene des Krieges würdigen - Gemeinde sucht Fotos und Texte für Gedenkbuch


In diesem Jahr jährte sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum hundertsten Mal. Daher wurde in der Ortsgemeinde Wallmenroth der Gefallenen in besonderer Weise gedacht. „Die Erinnerung ist ein Teil der Friedenssicherung“, sagte ein Projektteam in Wallmenroth und erarbeitet für die nächsten Generationen eine bleibende Dokumentation über jeden der 22 Toten im Ersten Weltkrieg. Dadurch sollen die tragischen Einzelschicksale für die Nachwelt „greifbar“ gemacht werden.
Im März wurden die Bürger um ihre Mithilfe gebeten. Bürgermeister Wäschenbach findet es sehr bedauerlich, dass es bisher nur zu 2 Fällen Einzelheiten in Erfahrung gebracht werden konnten (Friedrich Diehl und Friedrich Link).
Zu folgenden Toten werden weiterhin Informationen und Fotos gesucht: Robert Baier, Georg Kracker, Gustav Birkholz, Eduard Jüngst, Josef Birbaum, Heinrich Birbaum, Richard Dörlemann, Ernst Schütz, Paul Pfeifer, Josef Schwenk, Josef Weber, Eduard Baier, Josef Stinner, Siegfried Baier, Otto Birkholz, Friedrich Feldmann, Paul Behner, Josef Brendebach, Otto Haase und Wilhelm Schneider.

Infos bitte an die Gemeinde Wallmenroth unter Telefon 0170/933 94 69 oder per E-Mail: info@wallmenroth.de
Laut Bürgermeister Wäschenbach zeigt das Ergebnis, dass es im Jahr 2015 höchste Zeit wird, sich um ein Vermächtnis zum Gedenken an die Gefallenen des 2. Weltkrieges zu kümmern, denn das Ende jährt sich 2015 zum 70. Mal. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass dieses Wissen und die Erinnerungen für die Zukunft dokumentiert werden. Es handelt sich um 21 Gefallene und 12 Vermisste.

 

Ehrenmal auf dem Friedhof

Der Friedhof ist erst seit 1973 Standort des Wallmenrother Ehrenmals. Die Grundsteinlegung am 8.Juli 1923 erfolgte an der Ecke Haupt- /Dorfstraße.

Zeitzeugenbericht – Zum Gedenken an Otto Schneider


Folgender Zeitzeugenbericht skizziert die Tragödie des Krieges am Beispiel eines Einzelschicksals. Er wurde Ortsbürgermeister Wäschenbach auf seine Bitte hin anlässlich des Volkstrauertages 2005 von einer ehem. Einwohnerin aus Neu-Kalteich handschriftlich ausgehändigt.

Otto Schneider wohnte bis Februar 1945 in Neu-Kalteich, damals noch zur Gemeinde Wallmenroth gehörig. (Er war Laborant bei der Friedrichshütte in Wehbach). Im Alter von 37 Jahren wurde er im November 1944 zum Kriegsdienst bei der damaligen Wehrmacht einberufen. Nach einer 6-wöchigen Ausbildung zum Rekruten, konnte er für wenige Tage nach Hause, um im Anschluss daran die Fahrt an die Front anzutreten.

Es kam nicht dazu, weil die Bahnstrecke bis Siegen zerstört war durch Bombardierung. Dadurch blieben ihm zwei Tage Galgenfrist. Den letzten Tag, einen Sonntag, verbrachte er mit seinem schwer verwundeten Bruder und der Familie Behner zuhause. Unter dem Vorwand, sich ein wenig für die Fahrt an die Front am frühen Morgen auszuruhen, zog er sich zurück in sein Zimmer. Dort fand man ihn, im Bett liegend, später tot auf.

Er hatte durch einen Kopfschuss seinem Leben ein Ende bereitet. Es wird vermutet, dass er angesichts der ausweglosen Lage an der Front, den Bombardierungen und den vielen Verwundeten und Toten keinen Sinn mehr sah im Leben.
Ein Militärarzt hat Untersuchungen durchgeführt, ob ein Fremdverschulden vorlag. Seine Tat wurde vom damaligen Regime scharf verurteilt. Ein Grab musste von seinen Angehörigen selbst ausgehoben werden und der Sarg mit einem Pferdefuhrwerk privat zum Friedhof gebracht werden.
Otto Schneider starb am 4. Februar 1945 nach Ansicht der Nazis als Verräter. Die Gemeinde Wallmenroth hat ihm nach Kriegsende einen Gedenkstein errichtet.

Ein Neffe des am 16.3.1907 in Katzwinkel geborenen Otto Schneider stellte der Ortsgemeinde im Juni 2005 mit einem Brief ein Foto und einen Auszug aus einem Kirchenregister mit dem Todesvermerk vom Februar 1945 zur Verfügung. Im Brief wird die sehr späte Einberufung zur Wehrmacht 1944 beschrieben. Vorher war Otto Schneider als unabkömmlicher Mitarbeiter eines Rüstungsbetriebes (Walzwerk Wehbach) eingestuft. Der o.g. verletzte Bruder starb später an den Kriegsfolgen. Zwei weitere Brüder von Otto Schneider sind im Krieg gefallen.

Die Bewertung dieses Falles reichte je nach zeitbezogener politisch bestimmter Gesinnung vom „Vaterlandsverräter“ bis zum „Widerstandskämpfer“. Heute achtet die Gemeinde Wallmenroth die Grabstätte am Rande des Friedhofes als Ehrengrab so wie alle Kriegsopfer im mahnenden Gedenken gewürdigt werden.

Michael Wäschenbach

-Ortsbürgermeister-